Schutzgemeinschaft Argentäler ist fünf Jahre alt | Drucken |
Samstag, 25. Juni 2011 um 16:06 Uhr

Offener Brief an die örtlichen Repräsentanten der Regierungsparteien Grüne/Bündnis 90 und SPD in Baden-Württemberg
Schutzgemeinschaft Argentäler ist fünf Jahre alt und hofft auf eine geänderte Naturschutzarbeit im Ländle

Wer ist die Schutzgemeinschaft Argentäler (SGA)?

Die Schutzgemeinschaft Argentäler wurde vor fünf Jahren gegründet. Außer Personen, die aus reinen Schutzinteressen dabei sind, sind Mitglieder und Vorstände anderer Vereine und Organisationen innerhalb der Schutzgemeinschaft aktiv, z.B. vom Fischereiverein Wangen, BUND-Kißlegg-Argenbühl, der ödp-Wangen und des Kreisverbandes Ravensburg, dem Schwäbischen Albverein Wangen-Kißlegg, dem Imkerverein Wangen, den Heimatvereinen Eglofs und Ratzenried. Einzelpersonen, Künstler und Landschaftsarchitekten, Biologen und Anwälte sind temporär aktiv und beteiligen sich immer wieder.

Woher kommt die SGA?

Die Schutzgemeinschaft Argentäler ist aus der Naturschutz-Arbeitsgemeinschaft Wangen-Isny hervorgegangen. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Argentäler der Unteren wie der Oberen Argen unter Gebietsschutz zu bringen, nachdem der erste Antrag auf Unterschutzstellung bereits 1973 (!) gestellt wurde, die Behörden aber bis heute nicht in der Lage waren, das Schutzgebiet abzugrenzen. Da dies nicht geschehen ist, werden auch weiterhin immer mehr Bauvorhaben in den Argentälern beantragt und die Schutzgemeinschaft steht vor dem Problem, dagegen argumentieren zu müssen, weil die zuständigen Behörden ihren gesetzlichen Auftrag in Vergangenheit und Gegenwart schwach vertreten.

 

Bayern und Baden-Württemberg wo sind die Unterschiede?

Während sich in Bayern Landräte und Bürgermeister pro Natur aktivieren, findet hier im Ländle immer noch ein Kampf gegen die Natur statt mit weiterem Landverbrauch.

Die Maßnahmen für die Natur im Landkreis Ravensburg sind oft nur Alibi, falls sie überhaupt in den Gemeinden durchgeführt werden. Ausgleichsmaßnahmen werden halbherzig und möglichst kostengünstig durchgeführt, wobei über den Sinn und das Ziel ökologischer Zusammenhänge wenig nachgedacht wird. Die beteiligten Landschaftsbüros befinden sich zunehmend im Schlepptau der Bürgermeister und die erstellten Gutachten dienen meistens nur der Absicht, weitere Bauvorhaben durchzudrücken. Eine offensive Planung zur Naturentwicklung findet in den Bürgermeisterämtern der Region selten statt. Dafür gibt es genug existierende und vom Steuerzahler finanzierte Pläne, die in den Schubladen „verschwinden“, d.h. nie umgesetzt werden.

Was will die SGA?

Die Schutzgemeinschaft Argentäler fordert den Gebietsschutz sowie auch die Biotopvernetzung, vor allem in Bereichen, in denen FFH-Gebiete bereits festgelegt wurden.

Sie hat sich in den vergangenen fünf Jahren für zahlreiche Projekte engagiert und fast monatlich eine Veranstaltung mit informativem Charakter durchgeführt: Diavorträge, Powerpointpräsentationen und Filme. Dazu wurde eine Menge von textlichen Fachinformationen weitergegeben.

Die Schutzgemeinschaft hat u.a. im Zusammenhang mit den Wasserrahmenrichtlinien der EU gemeinsam mit den Fischereivereinen die beiden Argen kartiert und photografisch festgehalten. Die Kartierungsergebnisse wurden dem Regierungspräsidium Tübingen zugeleitet. Die Mängel, u.a. bei den Kläranlagen, wurden kritisiert. Mit einigen Besitzern von Wasserkraftanlagen wurden konstruktive Gespräche geführt und derzeit ist die Umsetzung von Fischtreppen meistens kein Hindernis mehr.

Wie engagiert sich die SGA?

Sie hat ein Hangquellmoor bei Epplings in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Lindau und der Stadt Wangen sowie den Landwirten entbuscht.

Sie hat sich am Europa-Projekt Comenius der Schulen Eglofs, Capannoli (Italien), Cieszanów(Polen), Diósd (Ungarn) mit dem Titel „Wo der Fluss fließt“ durch Vortrag und Dias der Schautafeln beteiligt.

Die Schutzgemeinschaft hat mehrere Wanderungen durchgeführt, u.a. von Oberstaufen nach Eglofstal, den Rundweg um die Stampfmühle ab Happareute begangen, ist von Wangen nach Beutelsau mit Betriebsbesichtigung der neuen Tubinenanlage an der Unteren Argen gewandert, hat den alten Schulweg von Beutelsau nach Deuchelried in Erinnerung gerufen.

Sie hat Kontakt zum WWF, Frankfurt, aufgenommen und die Argengebiete wurden zusammen bereist, fotografisch festgehalten und ein Fördervorschlag wurde erarbeitet.

Eine Rund-Wanderung um das Schloss Achberg bis Flunau wurde durchgeführt.

Die Stiftung „Wilde Argen“, als Idee in der SGA geboren, arbeitet nach zwei Jahren Gründungsvorbereitung seit Oktober 2010.

Eine botanische Wanderung auf dem Dr. Münch-Weg ab Neuravensburg wurde angeboten.

Die Wander-Ausstellung über die beiden Argen wurde im Mai 2011 im Schloss in Kißlegg eröffnet und hat ihre weitere Reise angetreten.

Noch dieses Jahr sollen die vorhandenen Kartierungen in maßstabsgetreue Form übertragen werden, was kostenaufwändig ist. Verhandlungen über die Ausführung wurden bereits aufgenommen. Die Biotopvernetzung und die Sicherung von Flächen durch Kauf sind immer noch Langzeitziele und werden hoffentlich möglich durch die Stiftung „Wilde Argen“.

Das Jahr 2010/2011 war geprägt von Vorträgen, die den kulturellen Zusammenhang der Besiedelungsgeschichte aufzeigten.

Die SGA würde ihre Kräfte gerne anderweitig einsetzen!

Die Schutzgemeinschaft Argentäler bedauert, dass sie zeitlich durch verschiedene Bauvorhaben in und am Rand der Argentäler gebunden wird, da die Zielrichtung der Gründung darauf gerichtet war, dass endlich der Gebietsschutz für die Argentäler dort fortgesetzt wird, wo er 1997 (!) mit der „Naturschutzverordnung Argen“ des Regierungspräsidiums Tübingen vorläufig geendet hat.

Die meisten Einwendungen der Schutzgemeinschaft wurden von den Behörden, die eigentlich auch zum Schutz der Natur bestehen und vom Steuerzahler finanziert werden, abgewiesen.

Lediglich kleine Erfolge (Verbesserungen) wurden verzeichnet, der Trend geht jedoch ungebrochen in Richtung Natur- und Landschaftsverbrauch, obwohl unsere Region als Vorrangbereich für Naturschutz und Landschaftspflege im Regionalplan wie auch im Landesentwicklungsplan verankert ist. Logischerweise sollte man die Ressourcen schonen.

Die Rolle der Naturschutzbehörden in Baden-Württemberg ist zur Zeit noch anderen Zielen untergeordnet. Sie sind personell nicht so ausgestattet, dass sie präventive Aufgaben wahrnehmen können. Deshalb stehen immer noch der ungebremste Flächenverbrauch und der Artenverlust im Raum. Die Landes- und die Bundesbehörden haben die Problematik längst erkannt, doch vor Ort ist man immer noch einseitig auf Wachstumsziele hin mit den bekannten Folgen orientiert. Der Tourismus und die Freizeit-Sportaktivitäten „konsumieren“ die vorhandene Natur, statt sie schonend zu nutzen, zu pflegen und manche Bereiche einfach wegen ihrer Empfindlichkeit in Ruhe zu lassen. Ein Konzept zum „nachhaltig ökologischen Tourismus“ fehlt. Tourismuslenkung wird spätestens nach dem Bau der Ferienanlage Centerparc notwendig werden, wenn 1000 Häuser den Urlauer Wald verdrängen.

Auch sog. „Events“ in den Argentälern sind dem Artenschutz in der Regel und der derzeitigen durchgeführten Form wenig förderlich.

Jahrzehnte vergehen ohne Schutzmaßnahmen umzusetzen, wider besseren Wissens !

Nach der Aufgabe des Projekts einer Tank- und Rastanlage im Argental (2006) war die Hoffnung entstanden, dass die Unteren und Oberen Argentäler endlich unter Schutz gestellt werden. Bisher wurde dieses immer noch nicht erreicht. 38 Jahre sind vergangen, seit der erste offizielle Schutzantrag durch Dr. Josef Bauer gestellt wurde – doch schon in den 50-iger Jahren des vorherigen Jahrhunderts war die dringende Notwendigkeit der Unterschutzstellung der Argenregion erkannt worden und mehrere Initiativen versuchten, den Schutzstatus zu erreichen angesichts der vielen geschützten Tier- und Pflanzenarten, die in den Argentälern vorkommen. Doch diese Artenvielfalt wird von Jahr zu Jahr weniger, und wenn nicht endlich ein Umdenken stattfindet wird das Aussterben vieler Arten aufgrund der zivilisatorischen Entwicklung auch bei uns „vor der Haustüre“ immer mehr Wirklichkeit und durch politische Tatenlosigkeit und Stumpfheit hingenommen.

Die Erhaltung dieses immer noch vorhanden Schatzes des Allgäuer Landschaftsbildes, unter dem Schild eines naturschutzrechtlichen Schutzes, das diesen Namen verdient, darf nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden.

Hier muss, neben dem angestrebten Großprojekt „Nationalpark“, auch dezentral auf den Erhalt der wichtigen „Biotoptrittsteine“ und die Biotopvernetzung (die im übrigen gut über weite Strecken  durch ein Flusstal auf natürliche Weise verwirklicht werden kann)  geachtet und diese letztendlich umgesetzt werden.

Was hofft die SGA ?

Bringen Sie diese Tatsachen in Ihren Partei- und Landesgremien ein, dass der Politikwandel auch im Heimat- und Naturschutz des württembergischen Allgäus zu einem praktischen Ausdruck kommt.

Die Pläne sind vorhanden.

Für die Schutzgemeinschaft Argentäler:

Herbert Kleiner, Tal 5, 88260 Argenbühl

Für die Stiftung „Wilde Argen“:

Walter Hudler Oberrot 5 88353 Kisslegg